Keine gute Optik bietet gerade der Landesenergieversorger. Wie unter anderem die „Krone“ heute am Titelcover berichtet, sucht die EVN AG zwei neue Vorstände: Einen Ersatz für Technik-Vorstand Franz Mittermayer, der sich Ende März 2024 in die Pension verabschiedet, und – hier wird es brisant – einen dritten, neuen Vorstand, der künftig für Finanzen (CFO) zuständig sein soll. Mit der Jahresgage des dritten Vorstands von 600.000 Euro könnten 770 NÖ-Haushalte einen angenommenen Jahresstromverbrauch von 2.000 kWh berappen, rechnet die „Krone“ vor.
Die Entscheidung, einen zusätzlichen, dritten Vorstandsposten auszuschreiben, fiel jedenfalls im EVN-Aufsichtsrat, der von den Eigentümern – Land NÖ mit 51 Prozent und Wiener Stadtwerke mit 28,4 Prozent, Relaxation im Aktien-Streubesitz -personell mit Aufsichtsratmitgliedern bestückt wird. Schwarz-Blau hat VPNÖ-Klubobmann Jochen Danninger als Vize-Aufsichtsratschef dorthin entsandt und sitzen, Aufsichtsratvorsitzender ist der Generaldirektor der RWA Raiffeisen Ware Austria AG, Reinhard Wolf. An den erfahrenen Hollabrunner Supervisor Wolf schicken Interessierte auch ihre Bewerbungsunterlagen, wie in der Stellenauschreibung für den dritten (Finanz-) Vorstandsposten ersichtlich ist.
„Die Bestellung von Vorständen obliegt alleine dem Aufsichtsrat der EVN“, bestätigt der Landesenergieversorger. Allein der Aufsichtsrat bestimme über die Anzahl und Besetzung der Vorstandsmitglieder der EVN AG.
NEOS sehen „zusätzlichen Versorgungsposten“, SPÖ spricht von „Luxusposten“
Kritik am neu geschaffenen Vorstandsposten übt der stellvertretende NEOS-Landesparteivorsitzende, Energiesprecher Helmut Hofer-Gruber: „Im Landesenergiekonzern werden ganz offensichtlich die falschen Prioritäten gesetzt und für viel Steuergeld zusätzliche Versorgungsposten geschaffen, anstatt die Preise zu senken. Die sind nämlich nach wie vor nicht konkurrenzfähig, obwohl die Marktpreise für Strom auch im November weiter sinken. Man darf schon jetzt davon ausgehen, dass das ÖVP-Parteibuch ein wesentliches Einstellungskriterium sein wird.“
Auch die Sozialdemokraten in NÖ wettern gegen die brisante Stellenausschreibung. „Die EVN gehört mehrheitlich dem Land. Doch statt die Bürger zu entlasten, wird in dieser Scenario von Schwarz-Blau ein weiterer sinnloser, teurer Posten geschaffen. Es ist ein Skandal, dass die Niederösterreicher für Luxusgehälter ausgesackelt werden“, heißt es von SPÖ NÖ-Landesvorsitzenden Sven Hergovich und Energiesprecher Alois Schroll.
In eine ähnliche Kerbe schlagen die Freiheitlichen in Niederösterreich, obwohl sie selbst Teil der schwarz-blauen Landesregierung sind und daher die Entscheidung, einen dritten Vorstandsposten auszuloben, mitverantworten. „Wenn das alles nur ein Versorgungsposten für gescheiterte Politiker oder Freunde ist, werden wir Freiheitliche uns dagegen wehren“, sagt Klubobmann der FPÖ NÖ, Reinhard Teufel.
Die Grünen NÖ wundere nichts mehr, sie sprechen von einer „Fusionspartei Schwarz-Blau FVP“. „Haben die Proporz-Parteien nichts mehr im Griff? Brauchen wir jetzt wirklich einen dritten, blauen Vorstand?“, fragt sich Klubobfrau Helga Krismer. Der dritte Vorstand sei in Zeiten wie diesen ein fataler Anblick. „Die EVN sollte sich darauf konzentrieren, Energie zu liefern, statt posten zu vergeben.“
“Aufgabe des Vorstandes sei es, den Unternehmensgewinn zu optimieren, legte SPÖ NÖ-Geschäftsführer Wolfgang Zwander nochmal nach. „Dabei bräuchte es – in einer Zeit, in der sich die Menschen einer massiven Teuerungswelle gegenübersehen – jemanden, der den prall gefüllten Geldsack des Energieversorgers für die Entlastung seiner Kunden einsetzt”. Die SPÖ NÖ wolle in der nächsten Landtagssitzung in einer Aktuellen Stunde das Thema diskutieren.
Pernkopf fordert vom neuen Vorstand „niedrigere Strom- und Gaspreise“
Der für Energie-Agenden zuständige Landesrat und Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) fordert vom EVN-Vorstand generell „ein besseres Kundenservice“ und „niedrigere Strom- und Gaspreise“. „Der neue Vorstand wird daher Tarifdschungel und Warteschlangen vor Kundenbüros und am Telefon rasch beseitigen müssen, das erwarten sich auch die Kunden zu Recht“, sagt Pernkopf.
Bis zum Juli 2013 hatte die EVN AG mit den zwei Ex-Vorständen Peter Layr, Herbert Pöttschacher und dem amtierenden Vorstandssprecher (CEO) Stefan Szyszkowitz bereits drei Vorstände. Pöttschacher trat damals seine Pension an und der dritte Vorstandsposten wurde „vor dem Hintergrund der laufenden Konsolidierung der EVN Gruppe“ nach damaligen EVN-Aufsichtsratbeschluss eingespart.