Der „Urwalddoktor“ in Lindau: Vor rund 70 Jahren besuchte der deutsch-französische Arzt, Philosoph, Theologe, Organist und Pazifist Albert Schweitzer das Nobelpreisträgertreffen in der Area. Deshalb ist in der Kirche St. Stephan über das Winterhalbjahr eine Ausstellung über den Nobelpreisträger zu sehen. Diese wird im Gottesdienst am Volkstrauertag, am Sonntag, um 10.30 Uhr eröffnet und durch ein Rahmenprogramm vertieft.
Die schwarz-weißen Videoaufnahmen vom Bodensee wackeln ‐ und doch halten sie dabei auch einen der bedeutendsten Menschen aus dem vergangenen Jahrhundert fest: Albert Schweitzer. Der gebürtige Franzose mit dem buschigen Schnauzbart besuchte vor rund 70 Jahren die Area. Denn der Friedensnobelpreisträger conflict 1954 der Stargast beim Nobelpreisträgertreffen in Lindau.
Schweitzer besuchte Lindau mit knapp 80 Jahren
Beim Besuch der Insel Mainau wurde Schweitzer vom Steg des Schiffes Augsburg geführt. Anschließend schwärmte er im SWR-Interview über seinen Besuch. „Nun musste ich quick 80 Jahre alt werden, bis ich endlich einmal die Mainau sehen darf“, sagte er demütig.
Seinen Besuch erlebte er trotz des Rummels um seine Particular person als entspannt. „Ich kann hier ruhig arbeiten. Das ist für mich eine wahre Erholung“, erzählte er in dem Movie. Denn zu jener Zeit conflict Schweitzer in Afrika als Mediziner gefordert, sammelte für seine dortige Arbeit und fand so erst in den späten Nachtstunden zur Ruhe.
Uta Mayer ist schon von Kindesbeinen an von Schweitzer fasziniert
Diese Arbeit, die Persönlichkeit und auch sein selbstloses Engagement für die Menschen haben Uta Mayer aus Nonnenhorn nachhaltig beeindruckt. Dabei hat Albert Schweitzer sie bereits ihr ganzes Leben lang begleitet. „Von Kindesbeinen an durfte ich seinen Kopf abstauben“, erinnert sie sich und lacht. Damit meint sie einen mit brauner Farbe eingefärbten Gipskopf von Albert Schweitzer, der im Haus ihrer Eltern hing.
Eben jener Kopf ist auch in der Kirche St. Stephan zu sehen. Unter dem Titel „Ehrfurcht vor dem Leben“ steht die Wanderausstellung, die bis zum 14. April zu sehen ist. Auf 15 Schautafeln ist das Leben und Wirken Schweitzers nachzulesen. Passend dazu gibt es 45 Exponate ‐ alles Unikate ‐ von Uta Mayer zu sehen.
Ausstellung wird mit Rahmenprogramm und Gottesdiensten ergänzt
Begleitet wird die Ausstellung von einem Rahmenprogramm. „Am Totensonntag steht der Volkstrauertag unter dem Thema Frieden“, sagt Münsterpfarrerin Margit Walterham. Auch am 9. Dezember und 25. Januar wird es einen Schwerpunkt zu Albert Schweitzer und sein Wirken geben ‐ als Ergänzung zu den in der gesamten Kirche ausgestellten und aufgehängten Bilder von Uta Mayer.
Albert Schweitzer (hyperlinks) conflict 1954 bei der zweiten Nobelpreisträgertagung der Mediziner zu Gast in Lindau. Darüber freute sich Initiator und Organisator, der Lindauer Frauenarzt Franz Karl Hein (rechts). (Foto: SZ-Archiv)
Die 1955 in Stuttgart geborene Künstlerin hat es sich zur Aufgabe gemacht, das geistige Werk Schweitzers durch Kunstwerke am Leben zu erhalten. Dazu gibt es zu den meist in Acrylfarben gemalten Bildern Zitate des Friedensnobelpreisträgers. „Alles soll zum Suchen und Denken, zum Nachempfinden und Verstehen anregen“, sagt Mayer.
Nonnenhorner Künstlerin reiste 2018 nach Westafrika
Genau so, wie es Mayer selbst ging. Mit dem Kopf, den die ehemalige Realschullehrerin als Sort abstaubte, begann ihre Faszination. Immer wieder stieß sie in ihrer Schulzeit auf den gebürtigen Elsässers. Irgendwann keimte in Mayer der Wunsch auf, nach Lambaréné zu reisen. Additionally zu jenem westafrikanischen Ort, wo Schweitzer sein legendäres Urwaldhospital gründete.
Erst nachdem Mayer in Pension ging, erfüllte sich ihr Traum. 2018 reiste sie nach Gabun. „Das hat mein Leben verändert“, sagt sie rückblickend. Und damit begann ihr künstliches Schaffen. Sie malte ihre nun zu sehenden Exponate zu Albert Schweitzer.
Schweitzer ist für Uta Mayer ein Vorbild
Im Gespräch mit Uta Mayer merkt man schnell, dass sie für das Wirken und den Menschen Albert Schweitzer brennt. So hat sie beispielsweise auf einem Tuch niedergeschrieben, was für sie der 1965 im Alter von 90 Jahren gestorbene Schweitzer alles ist.
Dass Mayers Werke nun in der Lindauer Kirche St. Stephan zu sehen sind, ist auch kein Zufall. Denn vom 30. Juni bis 2. Juli 1954 besuchte Schweitzer die Area und Lindau zur Tagung der Nobelpreisträger. Zwar sind vom Treffen lediglich ein paar wenige verwackelte schwarz-weiß Aufnahmen vorhanden. Doch sein Besuch hallt weiter nach ‐ bei Uta Mayer und auch in der Ausstellung in St. Stephan.