15 bis 20 Hausarztpraxen in Potsdam bleiben am Freitag geschlossen. Der Grund: Hausärzte und -ärztinnen wollen ein Zeichen gegen die aktuelle Gesundheitspolitik setzen. Aufgerufen zu der Aktion hat der Verein für fachärztliche Primärmedizin aus Potsdam, ein Berufsverband von Fachärzten und -ärztinnen für Allgemeinmedizin. Die Hausärzte fordern bessere Honorare und einen Inflationsausgleich, weniger Bürokratie und Fortschritte bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen.
Auch die Praxis von Marion Kurzweil in der Friedrich-Ebert-Straße bleibt am Freitag zu. „Das ist kein Riesendrama, die Notfallversorgung ist gesichert“, sagt sie. Andere Praxen hätten geöffnet. Aber nicht so drängende Angelegenheiten müssten warten, sagt Kurzweil. „Wir wollen ja ein Zeichen setzen, deshalb muss es auch spürbar sein.“
20 Euro für einen Hausbesuch
Ein zentrales Anliegen ist die Budgetierung. Die Pauschalen, nach denen Ärzte vergütet werden, seien den gestiegenen Kosten nicht angepasst worden, manche Leistungen würden nicht angemessen bezahlt, so die Kritik. Für einen Hausbesuch bekomme sie knapp 20 Euro brutto, sagt Kurzweil. Diese Honorierungen müssten zwischen Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen ausgehandelt werden. „Da würden wir uns auch Unterstützung aus der Politik wünschen“, sagt die Ärztin.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schrieb auf dem Messenger X, vormals Twitter, dass Ärzte im Mittel „nach Abzug aller Kosten um die 230.000 Euro professional Jahr“ verdienten. Und fragte: „Soll der Beitragssatz für Arbeitnehmer steigen, damit das Honorar weiter steigt?“ Für Kurzweil „eine absolute Geringschätzung“. Aus ihrer Sicht hatte der Minister damit eine „Neid-Debatte entfacht“. „Er erwähnt nicht, dass wir gestiegene Betriebskosten haben”, sagt sie.
Eigentlich hätten am Freitag auch die Verhandlungen zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin-Brandenburg und den Krankenkassen stattfinden sollen, doch diese wurden auf den 17. Oktober verschoben. Eine geplante Demo der Hausärzte wurde deshalb abgesagt. Weitere Protestaktionen seien aber geplant, sagt Kurzweil.