Investing.com — Die Sorgen um Chinas hoch verschuldeten Immobiliensektor nehmen zu, nachdem Nation Backyard den Handel mit einigen seiner Festlandanleihen eingestellt hat. An anderer Stelle geben die Ökonomen von Goldman Sachs eine Prognose darüber ab, wann die Federal Reserve nach ihrer aggressiven Straffungskampagne mit der Senkung der Zinssätze beginnen könnte. Gleichzeitig blicken die Anleger auf die Ergebnisse der großen Einzelhandelsketten und die Einzelhandelsumsätze im Juli.
1. Chinas Immobiliensektor in Turbulenzen
Der chinesische Immobilienmarkt erlebt gegenwärtig eine Part der Unsicherheit und Instabilität, die durch jüngste Entwicklungen im Unternehmen Nation Backyard (HK:) weiter verschärft wurde. Am Montag hat der Immobilienriese den Handel mit über zehn seiner Onshore-Anleihen ausgesetzt, was wiederum zu einem spürbaren Ausverkauf nicht nur der eigenen Aktien des Unternehmens, sondern auch anderer Marktteilnehmer im angeschlagenen chinesischen Immobiliensektor geführt hat.
Nation Backyard, einst einer der größten Bauträger Chinas nach Umsatz, steht offenbar vor erheblichen Herausforderungen. Das Unternehmen hat nicht nur einen erheblichen Verlust in der ersten Hälfte des Jahres 2023 verzeichnet, sondern erkundet auch aktiv Optionen für eine mögliche Neustrukturierung seiner Schulden.
Die Misere von Nation Backyard reiht sich ein in eine Serie von Rückschlägen für die chinesische Immobilienbranche. Der bereits angeschlagene Sektor wird weiterhin von einer Liquiditätskrise geplagt, die durch eine nachlassende Nachfrage der Käufer ausgelöst wurde. Diese Problematik hat wiederum Auswirkungen auf die wirtschaftliche Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nach den Herausforderungen der Pandemie.
Es ist nicht nur Nation Backyard, das unter den jüngsten Entwicklungen leidet. Ein vergleichbares Unternehmen, Evergrande (HK:), meldete kürzlich Verluste von über 81 Milliarden Greenback für die Jahre 2021 und 2022. Dies, gepaart mit den Schwierigkeiten bei Nation Backyard, trägt dazu bei, dass sich die anhaltenden Schwierigkeiten im chinesischen Immobiliensektor weiter zuspitzen.
Selbst Unternehmen, die bisher als finanziell solide galten, blieben von den aktuellen Turbulenzen nicht verschont. Sowohl Longfor Properties (HK:) als auch Seazen Group (HK:) mussten starke Kursverluste ihrer Aktien und Anleihen hinnehmen.
Die chinesische Regierung hat bislang noch keine klaren Maßnahmen ergriffen, um den angeschlagenen Immobilienunternehmen unter die Arme zu greifen. Doch die akuten Herausforderungen, mit denen Unternehmen wie Nation Backyard und Evergrande konfrontiert sind, haben die Rufe nach einer verstärkten Unterstützung seitens der Regierung in Peking lauter werden lassen.
2. Fed-Ausblick
Die wird voraussichtlich Ende Juni nächsten Jahres mit Zinssenkungen beginnen, so die Prognosen der Wirtschaftsexperten von Goldman Sachs.
In einer Kundenmitteilung vom Wochenende prognostizierte die US-Investmentbank, dass die Fed ab Juni 2024 eine schrittweise Senkung der Kreditkosten in jedem Quartal vornehmen wird.
Kurzfristig geht Goldman davon aus, dass die US-Notenbank bei ihrer nächsten Sitzung im September auf eine Zinserhöhung verzichten und dann im November erklären wird, dass eine mäßige Inflation eine letzte Anhebung “unnötig” machen würde.
Die Daten der vergangenen Woche zeigten, dass sich das Wachstum der im Juli auf Jahresbasis stärker als erwartet abgekühlt hat, was die Entscheidungsträger darin bestärkt, aus dem seit März 2022 andauernden Straffungszyklus auszusteigen. Die Gesamtinflation hat sich seit dem Höchststand im letzten Sommer deutlich verlangsamt, liegt aber immer noch über dem von der Fed gesetzten Ziel von 2 %.
3. Futures steigen vor wichtigen Unternehmenszahlen
Die US-Aktienfutures tendierten am Montag im grünen Bereich. Gespannt blicken die Marktteilnehmer auf die in dieser Woche anstehenden Quartalszahlen der großen Einzelhandelsunternehmen sowie auf die Umsatzzahlen im Einzelhandel.
Bis 12.07 Uhr MESZ stieg der um 47 Punkte oder 0,13 %, der kletterte um 9 Punkte oder 0,20 %, und der legte um 54 Punkte oder 0,36 % zu. In der vergangenen Woche gaben sowohl der Leitindex als auch der technologielastige nach, während der zulegen konnte.
Händler erwarten mit Spannung die Ergebnisse von Dwelling Depot (NYSE:) am Dienstag, Goal (NYSE:) am Mittwoch und Walmart (NYSE:) am Donnerstag. Die Zahlen geben einen kleinen Einblick in den aktuellen Gesundheitszustand der US-Bürger, die in letzter Zeit angesichts des allgemeinen Inflationsdrucks und der hohen Zinssätze ihre Ausgaben für nicht wesentliche Güter zurückgefahren haben.
Ein umfassenderes Bild der Verbraucher in der größten Volkswirtschaft der Welt bietet sich am Dienstag, wenn das Census Bureau seine Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen für Juli veröffentlicht.
4. Chinas Wirtschaftsunsicherheiten und Greenback-Stärke setzen Ölpreisen zu
Die Ölpreise gaben am Montag nach. Diese Entwicklung wurde durch eine Mischung aus Sorgen über die wirtschaftliche Erholung in China sowie einen stärkeren US-Greenback ausgelöst, was zu einer Welle von Gewinnmitnahmen führte. In den vorangegangenen sieben Wochen hatte der Ölpreis kontinuierlich zugelegt, angetrieben durch die Produktionskürzungen der OPEC+ und die damit verbundene Verknappung des Angebots.
Die Bedenken über eine mögliche Verlangsamung der Konjunktur in China, das als weltweit größter Ölimporteur eine Schlüsselrolle einnimmt, wurden durch eine Abfolge schwacher Wirtschaftsdaten in den letzten zwei Wochen verstärkt. Zusätzlich trübten Turbulenzen auf dem angeschlagenen chinesischen Immobilienmarkt die Stimmung, da dies potenziell weitreichende Auswirkungen auf die wirtschaftliche Stabilität des Landes haben könnte.
Der Ende letzter Woche veröffentlichte US-amerikanische Erzeugerpreisindex ließ den Greenback auf ein Fünf-Wochen-Hoch klettern, was sich negativ auf die Nachfrage nach Rohöl auswirkte, da der Rohstoff für internationale Käufer teurer wurde.
Trotz des aktuellen Rückgangs blieben die Verluste auf den Ölmärkten begrenzt, da die jüngsten Produktionskürzungen seitens Saudi-Arabien und Russland auf eine mögliche Verknappung der Marktressourcen hindeuteten. Somit bewegten sich die Rohölpreise weiterhin in der Nähe ihrer bisherigen Jahreshöchststände.
Bis 12.07 Uhr MESZ verbilligte sich um 0,4 % auf 82,87 Greenback professional Barrel, während der -Kontrakt um 0,4 % auf 86,46 Greenback nachgab.
5. Preissenkungen für Mannequin Y in China
In einem Schritt, der auf den zunehmenden Druck durch die Konkurrenz und die aktuelle unsichere Wirtschaftslage reagiert, hat der weltweit führende Elektroautohersteller Tesla Inc (NASDAQ:) die Preise für zwei seiner populären Mannequin Y-Modelle auf dem chinesischen Markt gesenkt.
Die Preissenkung betrifft das gefragte Langstreckenmodell Mannequin Y sowie das leistungsstärkere Efficiency-Modell, deren Preise um 4,5 % beziehungsweise 3,8 % herabgesetzt wurden. Gleichzeitig kündigte Tesla an, den Käufern des Einstiegsmodells Mannequin 3 mit Hinterradantrieb in China bis Ende September spezielle Versicherungszuschüsse zu gewähren.
Der chinesische Markt hat für Tesla eine hohe Bedeutung, und die jüngsten Verkaufszahlen signalisieren eine gewisse Herausforderung für das Unternehmen. Im Vergleich zum Vormonat gingen die Verkäufe der in China hergestellten Tesla-Autos im Juli um 31 % zurück, was den ersten derartigen Rückgang seit Dezember markiert.
Es ist nicht das erste Mal, dass Tesla auf solche Herausforderungen mit Preisreduktionen reagiert. Schon seit Ende des vorherigen Jahres wurden sowohl im Inland als auch im Ausland beträchtliche Preisnachlässe angeboten, um Marktanteile zu halten und das Geschäftswachstum aufrechtzuerhalten. Elon Musk, der CEO von Tesla, ließ verlauten, dass das Unternehmen auch weiterhin bereit sei, die Preise zu senken, selbst wenn dies die Gewinnmargen beeinflusse.
In einer Telefonkonferenz mit Finanzanalysten erklärte Musk, dass es aus strategischer Sicht sinnvoll sei, vorübergehend “Margen zu opfern”, um die Produktion von Fahrzeugen zu steigern. Er argumentierte, dass der wahre Wert der Tesla-Fahrzeuge erst vollständig zur Geltung kommen würde, sobald die hochbeachtete Full Self-Driving-Funktion des Unternehmens perfektioniert sei.