Mehrere Experten sind der Ansicht, dass China in den nächsten Monaten weitere Lockerungen und Anreize einführen könnte, um die Gesamtwirtschaft zu unterstützen. Diese Maßnahmen könnten vor allem den Immobilienmarkt, aber auch die immer noch schwächelnden Infrastruktur- und Exportsektoren betreffen.
China könnte voraussichtlich noch weitere Lockerungen auf dem Immobilienmarkt vornehmen und eine umfangreichere steuerliche Unterstützung für Infrastrukturinvestitionen einführen, um das Wirtschaftswachstum des Landes ab dem vierten Quartal dieses Jahres anzukurbeln, schätzten Experten am Dienstag.
Die jüngsten Daten zeigen, dass Chinas Wirtschaft sich zwar weiter erholt, aber das Drawback der schleppenden Nachfrage trotzdem noch bestehen bleibt. Da die neuen Exportaufträge schrumpften und sich das Wachstum der neuen Aufträge verlangsamte, wuchs der chinesische Dienstleistungssektor im vergangenen Monat so langsam wie seit acht Monaten nicht mehr, wie aus dem „Caixin China Basic Providers Buying Managers’ Index“ hervorgeht. Dieser sei im August auf ein Achtmonatstief von 51,8 Punkten gegenüber 54,1 Punkten im Juli gefallen, teilte die Mediengruppe Caixin am Dienstag mit. Ein PMI-Wert (PMI steht für Einkaufsmanagerindex) von über 50 deutet auf ein Wachstum hin, während ein Wert unter dieser Marke einen Rückgang der wirtschaftlichen Entwicklung anzeigt.
Der Abschwung auf dem Immobilienmarkt wird allgemeinhin als einer der wichtigsten Bremsfaktoren für die Inlandsnachfrage angesehen. Die Regierung hat ihre Bemühungen zur Stützung des Sektors verstärkt, indem sie die Anzahlungen und die Zinssätze für neue und bestehende Hypotheken gesenkt hat. Hinzu kommen noch weitere Maßnahmen zur Stärkung der Gesamtwirtschaft, wie zum Beispiel die Senkung der Stempelsteuer oder der Einkommenssteuer.
„Die jüngsten politischen Maßnahmen deuten darauf hin, dass Beijing die Dringlichkeit erhöht hat, und in den nächsten drei bis sechs Monaten könnte es zu größeren Lockerungen kommen“, heißt es in einem Bericht von Morgan Stanley. In diesem wird das nun an den Tag gelegte Tempo der Einführung von Stimulierungsmaßnahmen als etwas beschrieben, das es „seit Ende 2018 nicht mehr gegeben hat.“
Der Development, dass die Regierung ihre Unterstützung ausweitet, habe die Überzeugung von Morgan Stanley gestärkt, dass sich das chinesische Wirtschaftswachstum ab dem vierten Quartal verbessern könnte, so der Bericht, obwohl die Nachhaltigkeit des Aufschwungs von der fiskalischen Lockerung und der Entschuldung der Finanzierungsvehikel der lokalen Regierungen abhängen könnte.
„Um die Wirtschaft auf einen stärkeren Erholungspfad zu bringen, besteht die dringendste Aufgabe darin, ein weiteres Abrutschen der Immobilienaktivitäten zu verhindern“, betonte Wang Tao, Chefvolkswirt für China bei der UBS Funding Financial institution. Auch die fiskalpolitische Unterstützung müsse verstärkt werden, um dem Abschwung auf dem Immobilienmarkt und dem Rückgang der Auslandsnachfrage entgegenzuwirken, mahnte Wang und fügte hinzu, dass die Regierung die Ausgabe spezieller lokaler Staatsanleihen beschleunigen und die Kreditvergabe der Banken ausweiten könnte, um Infrastrukturinvestitionen anzukurbeln.
„Die Regierung wird wahrscheinlich eine weitere Runde von Infrastrukturmaßnahmen einleiten, die höchstwahrscheinlich durch eine Erhöhung der Quote für Sonderanleihen lokaler Regierungen finanziert wird“, prognostizierte David Chao, World Market Strategist bei Invesco für den asiatisch-pazifischen Raum (exklusive Japan). Chao sagte, er rechne angesichts der zusätzlichen politischen Lockerung und der Tatsache, dass die Exporte dann ihre Talsohle wohl bereits erreicht haben werden, mit einer moderaten Verbesserung des Wirtschaftswachstums in der zweiten Jahreshälfte.