Leichter Anstieg der Konsumentenpreise in China hemmt Deflationsrisiko
Eine minimale Steigerung der Verbraucherpreise im August mildert die Deflationssorgen. Der erwartete Wirtschaftsboom ist jedoch noch nicht eingetreten.
Die Deflationsgefahr in China ist durch einen Mini-Anstieg der Verbraucherpreise im August etwas gedämpft worden. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 0,1% mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt am Samstag in Peking mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten allerdings mit einem etwas stärkeren Anstieg von 0,2% gerechnet, nachdem die Preise im Juli noch um 0,3% gefallen waren. Inflationsdämpfend wirkten vor allem Lebensmittel, die 1,7% weniger kosteten als im August 2022.
«Die niedrige Teuerungsrate deutet immer noch auf eine schwache Nachfrage hin», warnte der Chefökonom des Finanzhauses Guotai Junan, Zhou Hao, vor zu viel Optimismus. «Das erfordert auf absehbare Zeit mehr politische Unterstützung.» Der erwartete Wirtschaftsboom nach Aufhebung der strikten Corona-Auflagen in der Volksrepublik ist bislang ausgeblieben. Stattdessen verschärfte sich die Immobilienkrise, während die Exporte unter der schwachen Nachfrage auf wichtigen Märkten wie den USA und Europa leiden. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt wegen der mauen Konjunktur auf einem Rekordhoch.
Das nährt die Sorgen vor einer Deflation, additionally einem Preisverfall auf breiter Ebene. Eine solche Abwärtsspirale kommt in Gang, wenn sich Verbraucher in Erwartung immer weiter sinkender Preise mit Käufen zurückhalten, was Umsatz, Gewinn und Investitionen der Unternehmen drückt.
Senkt die Zentralbank die Zinsen weiter?
Dass die Gefahr noch nicht gebannt ist, zeigen die Produzentenpreise: Diese gaben im August um 3% im Vergleich zum Vorjahresmonat nach, nachdem es im Juli sogar ein Minus von 4,4% gegeben hatte. Immerhin: Dies ist der kleinste Rückgang seit fünf Monaten. In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt – additionally bevor die Erzeugnisse weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie lassen damit früh Rückschlüsse auf die Entwicklung der Verbraucherpreise zu. Die Nachfrage nach einigen Industrieprodukten sei gestiegen, ebenso die internationalen Rohstoffpreise, erklärte das Statistikamt den nicht mehr ganz so starken Preisrutsch auf Produzentenebene.
Die Regierung hat in den vergangenen Monaten eine Reihe von Massnahmen angekündigt, um das Wachstum anzukurbeln. Dazu zählen niedrigere Zinsen für Hypotheken und gelockerte Kreditvorschriften. Damit soll der Immobilienmarkt stabilisiert werden. Die Zentralbank könnte ihre Zinsen nun weiter senken, um mit billigerem Geld die Konjunktur anzuschieben, sagte der Chefökonom der Immobilienfirma Jones Lang Lasalle, Bruce Pang.
Ministerpräsident Li Qiang betonte diese Woche, dass China sein Wachstumsziel von etwa fünf Prozent in diesem Jahr voraussichtlich erreichen werde. Einige Analysten glauben jedoch, dass dies wegen sinkender Immobilienpreise, schwacher Konsumausgaben und eines nachlassenden Kreditwachstums schwierig werden könnte.
REUTERS
Fehler gefunden?Jetzt melden.