Publiziert
LeitzinsMieten, Hypotheken, Franken: Diese Folgen hat der SNB-Entscheid
Am Donnerstagmorgen gibt die Schweizerische Nationalbank bekannt, ob sie den Leitzins weiter erhöht. Eine Ökonomin warnt vor den Folgen.
Darum gehts
-
Die Nationalbank informiert über ihre künftige Geldpolitik.
-
Wenn sie den Leitzins weiter anhebt, schadet das der Wirtschaft und dürfte die Mieten weiter steigen lassen.
-
Der Franken würde dann noch stärker werden.
Am Donnerstagmorgen um 9.30 Uhr informiert die Schweizerische Nationalbank (SNB), ob sie den Leitzins weiter anhebt. Ökonomen gehen davon aus, dass es nur eine leichte Erhöhung um 0,25 Prozent gibt oder die SNB gar eine Pause einlegt.
Die Folgen erklärt Martina Honegger-Romahn, Lead Portfolio Supervisor Mounted Revenue in der Schweiz bei Allianz International Traders.
Szenario 1: Die SNB erhöht den Leitzins um 0,25 Prozent
Eine solche Erhöhung sei auf den ersten Blick sinnvoll im Kampf gegen die Inflation, sagt Honegger-Romahn: «In den nächsten vier Monaten wird es Preissteigerungen bei Mieten, Mehrwertsteuer, Elektrizität und SBB-Tickets geben.» Zudem machte auch die Europäische Zentralbank (EZB) diesen Schritt.
Die SNB habe aber weniger Handlungsdruck als die EZB, da die Inflationsrate derzeit bei komfortablen 1,6 Prozent gegenüber 5,3 Prozent in der EU sei. Zudem sei der Franken stark, was die Wirtschaft vor importierter Inflation schütze. Die SNB habe auch eine Bilanz von über 750 Milliarden Franken, die sie alternativ verringern könne, um eine Schwäche des Schweizer Frankens zu verhindern. Das sei weniger schädlich für die Wirtschaft als eine Zinserhöhung.
Die Folgen bei 0,25 Prozent höherem Leitzins:
-
Hypotheken: Variable Hypotheken würden vermutlich steigen. Festhypotheken blieben zunächst unverändert.
-
Mieten: Der Referenzzinssatz könnte weiter steigen und damit auch die Mieten.
-
Zinsen aufs Bankkonto: Seit den ersten Leitzinserhöhungen habe es nur verhaltene Anhebungen der Guthabenzinsen gegeben, sodass es nun einen Ausschlag geben könnte. Eine signifikante Änderung erscheine aber unwahrscheinlich.
-
Euro-Franken-Kurs: Der Franken könnte von seinem aktuell sehr starken Niveau weiter ansteigen. Die Währungsmärkte hätten die Erhöhung aber wohl bereits eingepreist.
-
Schweizer Wirtschaft: Die ohnehin schwächelnde Schweizer Wirtschaft und die besorgniserregend schwachen Frühindikatoren dürften unter einer weiteren Zinsanhebung leiden – im Fall eines weiter stärker werdenden Frankens insbesondere auch die wichtige Exportwirtschaft.
-
Inflation: Sie soll zwar durch eine Zinserhöhung gedämpft werden, aktuell werde die Teuerung allerdings durch inländische und hauptsächlich administrierte Preise wie die SBB-Tickets getrieben, die von den Leitzinsen weitestgehend unbeeinflusst bleiben.
Szenario 2: Unveränderter Leitzins
Ein Beibehalten des aktuellen Leitzinses wäre laut Honegger-Romahn eher überraschend. Sie würde es aber für den richtigen Schritt halten, vor allem aufgrund schwacher wirtschaftlicher Aussichten in den moderaten Inflationserwartungen. «Eine Leitzinserhöhung hätte nur wenig Einfluss auf die aktuellen Inflationstreiber und wäre somit ungleich schädlicher für die Wirtschaft.»
Die Folgen bei unverändertem Leitzins:
-
Hypotheken: Sie dürften unverändert bleiben oder sinken, falls die Zinserhöhung bereits in den aktuellen Hypothekarofferten eingepreist wäre.
-
Mieten: Für einen höheren Referenzzinssatz und damit auch Mieterhöhungen dürfte es wenige Gründe geben.
-
Zinsen aufs Bankkonto: Auch sie dürften unverändert bleiben.
-
Euro-Franken-Kurs: Der Franken könnte kurzfristig schwächer werden, der aktuell starke Franken werde von der Nationalbank aber eher über Devisenverkäufe gesteuert als über Leitzinsen.
-
Schweizer Wirtschaft: Die Schweizer Wirtschaft würde nicht unter weiterer Kreditverteuerung leiden.
-
Inflation: Die aktuellen Inflationstreiber seien administrierter Natur und nicht von den Leitzinsen beeinflusst. Sie erwarte daher eine reasonable Erhöhung, unabhängig vom Zinsentscheid.
Euro schrammt am Rekordtief vorbei
Den Tiefstwert von 0.9502 Franken Ende September vergangenen Jahres hat der Euro noch nicht erreicht – aber quick. Vergangene Woche notierte er bei 0.9524 Franken. Die Europäische Zentralbank hatte am Donnerstag zum zehnten Mal in Folge den Leitzins auf 4,5 Prozent angehoben.
Keine Information mehr verpassen
Mit dem täglichen Replace bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine Information über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.