In einer Ausstellung an der Modellschule Obersberg können ausgestopfte Tiere aus der Nähe betrachtet werden. Die Vitrinen bestückt hat der ehemalige Biolehrer Karl-Heinz Humburg.
Unhealthy Hersfeld – Der pensionierte Biologielehrer und Naturschützer Karl-Heinz Humburg hat gerade die letzte der 37 Vitrinen mit ausgestopften Vögeln, Korallen und riesigen Blumenmodellen an der Modellschule Obersberg in Unhealthy Hersfeld bestückt und ist sich sicher: „Zwischen dem Ottoneum Kassel und dem Senckenberg Museum in Frankfurt sind wir mit dem „Artenreich“ das wichtigste naturkundliche Museum.“
Und mit Fakten kann Humburg das auch gleich belegen: 500 Exponate hat das Schulmuseum „Artenreich“ in petto, davon über 200 Vögel, 50 Säugetiere und vieles mehr. Die Exponate sind teils über 100 Jahre alt, wurden schon von Kloster-Schulleiter Konrad Duden gesammelt und lagerten jahrelang in dunklen Schränken und verschlossenen Räumen an der Modellschule.
Einzelne Tiere wurden zwar bereits in den Fluren ausgestellt, aber erst 2016 kam die Idee auf, so viele Exponate wie möglich für die Schüler zugänglich zu machen und in Vitrinen auszustellen, erinnern sich Humburg und der heutige Schulleiter Karsten Backhaus. Jetzt steht ein Großteil der Vitrinen und wurde offiziell eingeweiht.
Besonders bizarr: Präparierte Piranhas, die glänzen wie Schmuckstücke, geschützte Tierarten und geschmuggelte Korallen und Schildkrötenpanzer. Die exotischen – und illegalen – Mitbringsel nimmt der Zoll Reisenden ab und leiht sie später, unter anderem, Schulen und Museen.
Verbindung von Ausstellung und Unterricht
„Das ist eine besonders kuriose Geschichte“, erklärt Humburg den Gästen, die zu einer offiziellen Einweihung an die MSO gekommen sind. Er zeigt auf einen unauffälligen Karton: „Den hat ein Australier an sich selbst geschickt, mit der Aufschrift ‘An einen Touristen irgendwo in Australien’. Da warfare ja klar, dass der Zoll misstrauisch wird“, sagt Humburg amüsiert.
Überhaupt hat er diebischen Spaß an der stundenlangen Kleinstarbeit, die ihn das Einrichten und Sortieren der Vitrinen gekostet hat. „Das warfare nächtelange Arbeit“, lobt auch Schulleiter Backhaus das Engagement seines inzwischen pensionierten Mitarbeiters.
Karl-Heinz Humburg winkt bei der Frage, wie lange er insgesamt an den Vitrinen gearbeitet hat, ab. „Das kann man gar nicht beziffern.“ Seit er in Pension ist, habe er aber deutlich weniger Freizeit als vorher, sagt er und grinst.
Nach den Themen wie Naturschutz und Bedrohung der Biodiversität, heimische und eingewanderte Tierarten hat Humburg die Vitrinen sortiert. Sein Ziel: Die Ausstellung und den Unterricht zu verbinden. Vorgefertigte Lehrpläne machen das den Biologie-Lehrern aber schwer, weiß Humburg.
Er wünscht sich außerdem, dass nicht nur die Oberstufen-Schüler mit den Exponaten im Unterricht arbeiten, sondern auch die Schüler der Mittelstufe auf sie angepasste Vitrinen bekommen. Deshalb sind 13 weitere Schaukästen auf dem Obersberg geplant, die der pensionierte Lehrer bestücken wird.
Bei dem Mammut-Projekt aus insgesamt 50 Vitrinen ist aber nicht nur Ehrgeiz gefragt, auch die Finanzen müssen stimmen. 50 000 Euro sind für alle Vitrinen bisher geflossen, berichtet Karsten Backhaus. Für die Kosten kommt der Landkreis auf.
Aber ganz zufrieden mit der Ausstattung ist Biologe Humburg noch nicht. „Wir wünschen uns eine professionelle Beschriftung der Exponate und eine passende Beleuchtung in den Vitrinen.“ Dafür hat das Geld des Landkreises nicht gereicht. Jetzt hofft Humburg auf weitere Unterstützung.
Ausstellung kann am Tag der offenen Tür besichtigt werden
Nur eins braucht der Naturschützer nicht mehr: Noch mehr ausgestopfte Tiere und das schmerzt ihn. „Am liebsten würde ich ja alles retten, ich will nicht, dass etwas weggeworfen wird, aber wir sind absolut voll“, sagt er. Einen Steinmarder oder Mäusebussard hat Humburg öfter als ihm lieb ist.
Aber dann fällt ihm doch noch das ein oder andere fehlende Ausstellungsstück ein: „Eine Blaumeise, eine ganz normale Hausmaus, Feldmaus oder Erdmaus wäre natürlich toll. So etwas stopft man normalerweise nicht aus und deshalb sind sie schwer zu finden,“ sagt er.
Dann erzählt Humburg seinen Gästen noch, dass braune Hermeline im Winter weißes Fell bekommen, Krähen in Berlin grau sind und lässt die Zuschauer raten, ob sie nun einen Sperber oder einen Habicht vor sich haben. Das ist kniffelig und Humburg freut sich schon darauf, Schulklassen durch die Geheimnisse der Natur zu führen. Wer sich additionally auf eine Exkursion ins wohl größte Naturkundemuseum zwischen Kassel und Frankfurt wagen will, der hat es nicht weit.
Und schon am Samstag, 18 November, können sich Besucher zum Tag der offenen Tür das „Artenreich“ der Modellschule zwischen 10 Uhr und 13 Uhr bei geführten Touren oder auf eigene Faust genauer anschauen. Auch das Vivarium und viele weitere Stationen sind geöffnet. (Kim Hornickel)