Heute bleiben voraussichtlich viele Arztpraxen in Rheinland-Pfalz geschlossen. Grund ist eine Protestaktion der Kassenärztlichen Vereinigung in Lahnstein.
Die niedergelassenen Ärzte fordern mehr Geld von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und verlangen, dass die festgelegten Budgets für Arztleistungen abgeschafft werden. Die GKV ist zum überwiegenden Teil Geldgeber für die Ärzte.
Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung sorgt die Funds-Regelung dafür, dass die Ärzte für etwa zehn Prozent ihrer Behandlungen von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt werden. Grund dafür sei, dass die Krankenkassen im Vorfeld festlegten, wie hoch die Budgets für bestimmte Arztleistungen seien. Wenn dieses Geld für ein Quartal aufgebraucht sei, machten die Ärzte alle weiteren Behandlung umsonst.
KV: Ärzte nehmen schon jetzt weniger Patienten an
Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) ist es für Ärzte unwirtschaftlich so zu arbeiten. Gerade in Zeiten der Inflation sei die vorgegebene Budgetierung eine große Belastung für viele Arztpraxen. Deswegen würden manche Ärzte schon jetzt weniger Patienten annehmen. Für die Patienten bedeute das im Zweifel längere Wartezeiten auf einen freien Termin.
Immer weniger junge Ärzte wollen eine Praxis übernehmen
Aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen ist es nach Ansicht der KV auch für viele junge Ärzte unattraktiv geworden, eine Praxis zu übernehmen. Besonders im ländlichen Raum verstärke das den Ärztemangel weiter.
Viele Mediziner würden lieber in einem Angestelltenverhältnis in einem Krankenhaus oder Medizinischen Versorgungszentrum arbeiten. Für Patienten werde es deshalb voraussichtlich immer schwieriger einen neuen Arzt zu finden, wenn der alte aufhört.
Zweites Downside der Ärzte: Die Bedarfsplanung
Die Bedarfsplanung soll regeln, dass Deutschland gleichmäßig intestine mit Ärzten versorgt ist. Jeder Area wird eine bestimmte Anzahl an Ärzten mit unterschiedlichen Fachgebieten zugewiesen – sogenannte Kassensitze. Das sind Arztpraxen, die ihre Leistungen den gesetzlichen Krankenkassen in Rechnung stellen dürfen. Bei der Verteilung orientiert sich die KV nach eigenen Angaben unter anderem an der Bevölkerungszahl.
Diese “Kassensitze” sind allerdings begrenzt. Das kann nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung besonders in ländlichen Regionen, wie dem Westerwald oder der Eifel, in der wenige Menschen auf einer großen Fläche verteilt leben, zu Problemen führen. Beispielsweise müssten Patienten mitunter sehr weit fahren, wenn sie einen Spezialisten brauchen.
Zu wenig Kassensitze für Psychotherapeuten
Außerdem stehen nach Ansicht der Kassenärztlichen Vereinigung für einige Fachgebiete grundsätzlich zu wenig Kassensitze zur Verfügung – etwa besonders in der Psychotherapie. Dort würden deutlich mehr Fachärzte und Therapieplätze gebraucht.