Besser intestine gecovert als schlecht selbstproduziert. Dieser Aussage stimme ich erst einmal zu. Dass auch das Covern eines Songs gründlich in die Hose gehen kann, gehört jedoch genauso zur Wahrheit. Mit Grausen denke ich beispielsweise daran zurück, dass sich das Schlagerduo Cindy & Bert in den 70er-Jahren an Ozzy Osbornes „Paranoid“ vergriff und daraus den Sherlock-Schunkelhit „Der Hund von Baskerville“ kreierte.
Nicht ganz so tief in die musikalische Mottenkiste greift die Zurich für ihren neuen Werbespot für ihre BU-Versicherungen. Das Szenario: Zwei Eltern sitzen bei Rotwein und Lasagne zusammen mit ihrer Tochter am Abendbrottisch. Während die Eltern besorgt dreinblicken, hackt die Tochter wie wild in ihren Laptop computer. Offenbar hat sie sich die Debatten der vergangenen Tage, dass die Deutschen nicht mehr hart genug arbeiten, zu Herzen genommen und schrubbt zu Chianti Classico und Hausmannskost noch ein paar Überstunden. Das Projekt muss schließlich fertig werden.
Vater greift zum letzten Mittel
Irgendwann reicht es dem Vater, der schließlich zum letzten Mittel greift, den alten CD-Participant hervorholt und beginnt das charakteristische „Yeahyeahyeah“ des Backstreet-Boys-Klassiker „I need it that approach“ anzustimmen. Doch wer jetzt einen Track über Herzschmerz und Verlangen erwartet, dürfte enttäuscht sein. Musikalisch hält Vati seiner Tochter indes ihren Lebensstil vor. Dieser bestehe nur aus Arbeit, sie sitze schon ganz krumm, für Sport bleibe keine Zeit. Da der Körper diese hohe Belastung aber auf Dauer nicht unbedingt erträgt, rät der Vater ihr zum Abschluss einer BU-Versicherung.
Auch wenn man der Tochter selbst vielleicht erst einmal zu weniger Arbeit und einer Pause geraten hätte, ist gegen eine BU-Versicherung jetzt erstmal nichts zu sagen. Der Abschluss einer solchen ist sicherlich keine schlechte Idee.
Die Frage ist jedoch, erreicht die Zurich mit ihrem Cringe-Cowl, bei dem der Vater gegen Ende auch noch engelsgleich in den Himmel steigt und sein Haar öffnet, die gewünschte Zielgruppe? „Wir bringen frischen Wind in die Versicherungsbranche und erreichen unsere Zielgruppe durch eine differenzierende Ansprache“, ist sich Nicola Schmitz, Abteilungsleiter Strategic Model Advertising der Zurich Deutschland, sicher.
Burger-Hype dank Backstreet-Boys?
Im vergangenen Jahr bewarb McDonalds ihre neue Huge Mac-Rezeptur übrigens ebenfalls mit besagtem Backstreet-Boy-Hit, ohne sich hier aber am Textual content zu vergehen. Dass die Technology Z seitdem verstärkt die doppelstöckigen Bulettenbrötchen verspeist, konnte ich zumindest nicht beobachten.
Am Ende bleibt bei mir neben einem versaubeutelten Klassiker die Frage zurück, warum viele Versicherer so krampfhaft versuchen, cool, hip oder lustig zu sein. Ist Seriosität bei der Technology Z kein Thema mehr?
Vielleicht denke ich hier aber auch einfach zu altbacken. Dass ich auch danebenliegen kann, zeigen mir ja Cindy & Bert. Deren „Hund von Baskerville“-CD gilt mittlerweile als kostbare Rarität mit Kultpotenzial, für die mittlerweile horrende Summen gezahlt werden. Es kann folglich nicht mehr lange dauern, bis der erste Versicherer dieses Lied covert.